Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 23,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Anna wartete Zuhause auf Claus, der nun im Eigenheim, statt im Appartement übernachtete.
Sie erholte sich recht schnell, war allerdings psychisch angeknackst und für die nächsten Wochen ausgefallen.
Ihre Mutter kam auch vorbei und sorgte sich, machte etwas im Haushalt und verschwand wieder.
In dieser plötzlich eingebrochenen Ruhephase kümmerte Anna sich um die Feinheiten des Hauses, wie das eben nur eine Frau kann.
Claus hat jeden Tag seinen Kampf ausgefochten, den ihm seine Partei auferlegt hat.
Die Presseleute sind auch -nach und nach- vorsichtiger geworden, weil er auf keine Provokationen reagiert hat.
Man sprach von der "Gummiente", die nicht zu greifen sei..
Die Parteizentrale war sehr zufrieden mit ihm und freute sich über die enormen Zuwächse, die als Frucht emsiger Bemühungen reichlich zu ernten ist.
Bald kam die Parteiführung mit der ganzen Wahrheit ans Licht,
indem sie sich als "Europapartei der Mitte" präsentierte.
Die Fahrt ging in Richtung gleichberechtigte Größe in den Parlamenten, niemand wird sie künftig übersehen oder schneiden können.
Die beiden Helden bekamen eine Auszeichnung der Partei für besondere Verdienste, was die anderen 98 Akademieabsolventen sehr ansporte.
Die Abgeordneten waren jedoch andere Leute, das war von vorne herein klar, schon bei der Ausbildung.
Sie als Akademieabsolventen waren ausgesuchte und nicht gewählte Pioniere der Agitation und das Aushängeschild.
Die persönlichen Nachstellungen und Stalking im privaten Bereich nahmen zu.
Die Polizei hat div. Anzeigen gegen Unbekannt laufen und observiert- im Rahmen der personellen Möglichkeiten.
Anna war nach kürzerer Zeit wieder im Dienst und hat sich in die Arbeit gestürzt, um zu vergessen.
Die Frucht war recht früh abgegangen und so war ihr Trost, daß die Natur schon weiß was sie macht.
Vielleicht wäre das Kind sehr krank geworden - wer weiß.
Nun ist es ein kleiner Stern am Abendhimmel - auch ein Trost.
Bald begann eine ruhige Phase für die Beiden, weil die harte Anfangszeit der Partei, die ja eher ein Neuanfang war,
nun vorbei war - man war wieder wer und wurde anerkannt.
Wenn auch nach den bisherigen Abläufen und Regeln "querulatorisch" oder "rebellisch" eingestuft und als "nicht koalitionfähig" abgestempelt.
Diese(s) Sigmata haftete(n) fest, auch wenn von Anfang an auf jedewede Koalition scharf verzichtet worden war.
Die "Etablierten" jedoch waren viel stärker in der Presse vertreten und wurden eher wahr genommen.
Die Leser oder Zuseher sind in starren Bahnen gefangen, ob sie das wollen oder nicht - und so hat es jeder Neuling schwer.
So ging das bis zu den Kommunal- und Kreistagswahlen.
Die Mitte war nur im Internet vertreten und hat da gut gefischt- Apps für die Smartphones und Tablets waren der Renner.
Da die Mitgliedschaft kostenfrei war und sogar ein Mitspracherecht eingeräumt wurde, punktete die Partei bis auf 15% und war fort an nicht mehr wegzudenken.
Die neue Partei hat zudem Leute an die Wahlurnen getrieben, die schon viele Jahre nicht mehr wählen gingen.
(Besser gesagt, sie haben dem Aufruf Folge geleistet und haben lieber Briefwahl gemacht)
Das haben die Etablierten und ihre Agitatoren in Rundfunk und Presse gerne anders dargestellt:
"Die Programme der beiden großen Parteien haben die lieben Wählerinnen und Wähler wieder an die Urnen getrieben!"
Die Vetternwirtschaft lässt grüßen.. genau wie ungültige Stimmen die Wahlbilanz verbessert haben, weil man diese einfach nicht mehr separat erwähnte.
So sah es aus, als ob alle gültig teilgenommen und also auch den Wahlzettel verstanden hätten - sehr praktisch!
In der Werkstatt zurück, haben Claus und Henriette den Mitarbeitern das frisch gedrehte Video über die Probefahrt gezeigt.
"Mann, der Wagen spurtet aber bärig los"
Meinte der jüngste Mechaniker - "das lässt viele heutige Autos alt aussehen-
wenn der Renner erst einmal Breitreifen drauf hat..!"
Claus meinte:
"Ich denke eher, das gibt ein Vitrinenstück, das nur bei besonderen Anlässen gefahren wird."
Hier wartet noch ein Kandidat auf die Wiederherstellung,
ein Facellia, Facel III , gebaut von 1959 bis 1964.
Claus schaute in den Motorraum und sagte:
Ach guck mal an, ein alter Bekannter- ein Volvo Amazon!
Na, das wird nicht so schwierig - eher die Karosserie die zu dieser Zeit eben spezielle Schwachstellen hatte.
Ein schöner kleiner Sportwagen, ganz ohne Zweifel ein Augenschmauß.
Wem gehört der Wagen?
Dem Polizisten von neulich.. sie wissen schon!
Ach herrje, das auch noch!
Claus ließ dem Manne ausrichten:
Der Wagen läuft und Tüv hat er auch, solange nichts gestohlen wurde, machen wir nichts daran.. holen sie ihn wieder ab,
sonst muß ich Standgebühr berechnen.
Henriette meinte nur knapp: Freunde macht man sich anders!
Grollend ging ihr Mann zum nächsten Kandidaten und nahm diesen in Augenschein.
Es stand ein Talbot 90 Mk IIA Sport vor ihm, aus dem Jahr 1954.
In Mint, eine seltene Farbe, mit dunkelroten Polstern.
Immerhin schon 57KW, meinte er erstaunt - den werden wir uns mal zur Brust nehmen.
Wer ist der glückliche Besitzer?
Der Polizist von neulich, sagte kleinlaut der Meister- ich kann doch nichts dafür, die beiden Wagen standen auf einmal im Hof.
Claus ließ sich nicht erweichen und blieb stur:
Der soll auch diesen Wagen sofort wieder abholen.
Wer nicht kam, war der Polizist.
Claus schrieb einen Zettel, steckte diesen in eine Klarsichthülle und klebte diesen an jede der beiden Wagen.
1. Tag 8 Euro mal zwei Wagen.
Eine Benachrichtung wurde zum Eigentümer geschickt.
Nach 8 Tagen meldet sich dieser immer noch nicht,
als hat Claus einen Abschleppdienst angeheuert und die Wagen dem Manne -mit Rechnung- vor die Tür stellen lassen.
Später hörte Henriette, daß dieser Mann in Scheidung lebt und die Wagen nur vor dem Vermögenszugriff seiner Frau retten wollte.
Aha, so einer ist das also, schimpfte Claus.
Nun ging er an den nächsten Kunden, der schon auf dem -nun frei gewordenen- Warteplatz parkte.
Ein VW Santana von 1981 , 2,1Ltr und 85kw Leistung - stahlblau metallic, Leichtmetallfelgen-
recht beachtlich, aber ein Youngtimer ist das noch nicht,
meinte Claus dem dem wartenden Manne-
immerhin ist ein H - Kennzeichen dran.
"aber ich hänge doch so daran, ich habe den Wagen von meinem Vater übernommen und fahre schon 20 Jahre damit,
wir haben den Wohnwagen damit gezogen, die Kinder wurden darin groß.. ich will das Auto behalten!"
Claus kannte das Problem nur zu gut und meinte:
Billig wird das nicht, ob sich das lohnt, ist eine andere Frage!
Sehen sie, meinte der Kunde ruhig, wir haben viel Geld für Neuanschaffungen gespart - und da habe ich etwas zurück legen können.
Na gut - fangen wir an und ich habe übermorgen die Schätzung vorliegen.
Dankbar und mit sorgevollem Blick sah der Mann nochmal zu seinem treuen Wagen und gab den Schlüssel ab.
"Wie ein getretener Hund ist der vom Hof!"
Meinte der Meister zum Kollegen..
Noch am gleichen Tag kam der Santana auf die Bühne und wurde gründlich mit dem Endoskop von innen und außen mit dem Prüfhämmerchen abgeklopft.
Die Einstiegsschweller sind durch, Kotflügel an C und A oben,
Gummidichtungen an den Türen und Einstiegsleisten, Chrom an den Stoßstangen, die Felgen brauchen dringend eine Auffrischung oder neu, Reifen auch, ein Achslager und alle Stabilisatorengummis, Klimaanlage und Servoflüssigkeit, bei dieser Laufleistung müssen wir Getriebe und Motor zerlegen.
Neuer Kühler, Lichtmaschine, Batterie, Anlasser, Tank- Sitze und die Frontscheibe, die ein paar Einschläge erlitten hat.
Die Leuchten hinten sind ausgeblasst, die Scheinwerfer halb blind. Das Lenkrad ist abgegriffen - da kommt was zusammen..
Claus schickte den Bericht zum Kunden und schrieb dazu:
Diese Teile sind auf dem Markt noch zu haben, aber die Reparatur wird gut 1 Monat dauern.
Dabei werden 50 Stunden Arbeit gewiß berechnet werden müssen.
Der Kunde sendete sein "ok" und der Auftrag lief an.
Diese Teile mußten weltweit gesucht und zugeschickt werden,
eine Windschutzscheibe per Luftfracht aus Argentinien,
Lichtmaschine aus Italien, Gummis auf Sonderbestellung beim ehemaligen Zulieferer des Werkes.
Zwei Synchronringe und eine Dichtung des Getriebes mit neuer Ölfüllung war viel Arbeit, aber gut machbar,
genau wie die Instandsetzung des Motors, wo gehohnt wurde und neue Übermaßkolben, neue Lager und Ventile verbaut wurden.
Der Zylinderkopf und Rumpf waren noch prima.
Nach und nach wuchs das stattliche Auto wieder zusammen, die Stoßstangen kamen vom Galvaniseur, die Karosse zum Lackierer und danach zum Sattler.
Für die Werkstatt ein ganz normales Ding.
Alle Motorteile wurden fein lackeriert - wie bei einem Oldtimer.
Selbst die Gummischläuche des Kühlers waren danach wie vom Werk.
Der Tüv Prüfer kam und nahm den Wagen ab, "ohne Beanstandungen" stand auf dem Bericht.
Irgendwie wollte der Prüfer nicht mehr so recht aus dem Wagen aussteigen und sprach zu Carl durch das herab gelassene Fenster:
Solche Wagen baut man nicht mehr, so gut wie keine Elektronik -
ich finde das prima!
Kurz vor dem Eintreffen des Kunden war er schon wieder weg,
der nächste Termin wartet.
Der Santana wurde auf dem Parkplatz abgestellt und abgeschlossen.
Der Kunde kam mit dem Taxi und besah sich von außen sein neues altes Auto.
"Es ist nicht zu fassen, so frisch habe ich den Wagen noch nie gesehen!"
Sogar die Anhänge-Kupplung ist frisch gemacht, inklusive der Steckdose. Die Felgen! Toll!
Die Rechnung belief sich auf satte 15.000 Euro plus MWSt.
Der Mann war froh: Das zahle ich gerne, das ist günstiger als ein neuer Polo!
Er meinte nur noch, als er die Scheine auf den Tisch zählte- alles gesparte 500er, die er aus 10-20-50ern umtauschte und sorgsam stapelte.. diesen Wagen werde ich meinen Kindern vererben!
Glücklich fuhr er vom Hof, extrem behutsam..
Die Crew schaute hinterher und schüttelte innerlich den Kopf.
"Der spinnt, aber irgendwie hat er recht!"
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 24
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