Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 11,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Die beiden trafen sich in Neuwied beim Makler, fast zeitgleich kamen ihre Wagen an.
Sie waren voneinander ganz hin und her gerissen und hörten dem Makler kaum zu, als er die Häuserofferten vorlegte.
Ein Reihenhaus war zu verkaufen und der Preis war gut,
weil einiges zu machen war.
Die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen und die Besitzer wollten in das betreute Wohnen ziehen, um aller Sorgen ledig zu sein.
Der Makler sagte, daß er grundsätzlich die Order von der Partei habe, alles so herzurichten, als wäre das Haus neu,
falls ihr euch dafür entscheiden wollt:
Es wird nicht nötig sein, Dinge zuzukaufen - und wenn, dann etliche Zeit später.
Und ob- sie nickten sich zu und hatten Freude - das Haus ist zwar nicht all zu groß,
aber mit schönem Garten nach hinten heraus und zwei Einstellplätze nach vorne zur Sackgassen-Straße.
Nach der Besichtigung der Räume saß man noch etwas auf der Terrasse und klärte ein paar Änderungswünsche ab.
Die Besitzer sind schon länger im Heim, weil die Arbeit am Haus zu viel geworden war.
In den 1970iger Jahren waren die Grundstücke schon deutlich kleiner am Rande der Stadt,
aber man hatte alles in der Nähe, sogar einen kleinen Supermarkt und eine Bankfiliale.
Anna und Carl waren sehr froh, dass sie nach den Bauarbeiten ins eigene Heim einziehen können-
im Hotelzimmer ist es doch nicht so gemütlich!
Sie kam noch zu ihm mit nach Aachen, das Wochenende zu verleben.
Am Montag war wieder Arbeit angesagt und etliche Termine zu bewältigen.
Jeder mußte - in fast konzertierter Aktion - mit dem Gemeinde / Stadtrat im Namen der Partei eine kleine Vorstellung geben.
Alle Teilnehmer der Akademie standen nun zum ersten Mal vor dem Publikum,
das es zu begeistern oder zumindest zu überzeugen galt!
Die einstudierten Regeln waren längst in Fleisch und Blut übergegangen und so sprachen sie frei,
ohne Stottern und ohne durch Zwischenrufe irritiert zu sein,
einfach ruhig in moderatem Ton ihre "Gebete".
"Wir sind eine Partei aus den Anfängen der Republik und unbelastet der Geschehnisse davor.
Unsere Neuordnung wird sich auf das Wohl der Familien als zentraler und unverhandelbaren Punkt beziehen.
Wir brauchen dafür Stabilität und Verlässlichkeit der Einkommen und die Förderung unserer Landsleute oder denen,
die sich hier tatsächlich eingelebt haben und sich zuhause fühlen.
Wir grenzen uns gegen Überfremdung und Radikalitäten -gleich welche- ab.
Wir sind weder links noch rechts, sondern die Mitte.
Deshalb halten wir zu unseren Arbeitgebern und wollen möglichst heimische Produkte favorisieren,
wo immer das machbar ist.
Wir wollen nie wieder eine Koalition eingehen, damit dieses Wahlprogramm gehalten werden kann.
Das ist unser wichtigstes Programm!"
Die anschließende Fragerunde war so, daß man ihrer Partei, die gerne das Zünglein an der Waage spielte in den Jahrzehnten davor,
diese Wende ganz einfach nicht abnahm:
"Warten sie nur, bis die Wahlen gelaufen sind, dann wird man sehen, ob diese Aussage stimmt!
Selbst wenn sie als Sprecher daran glauben - wir glauben es nicht.
Wenn erst einmal Koalitionsangebote kommen, will jeder ein paar Ministerposten ergattern!"
Die Sprecher ließen sich nicht beirren und meinten souverän:
"Sie werden sehen, es wird vieles neu geordnet sein - auch wenn wir wissen,
daß dieser Weg etliche Wahlen zurück legen muß - die Mitte, also die WählerInnen
mit mittleren bis guten Einkommen werden gewinnen, weil sich auf deren Rücken alles abspielt.
Es kann nicht angehen, daß soziale Trittbrettfahrer genau so viel oder mehr zu sagen haben,
als die Leute, die das Bruttosozialprodukt namentlich bewirkt haben!"
Damit haben die Sprecher offene Türen eingerannt.
"Eigentlich müsste das Finanzamt unser Parteiprogramm jedem Steuerzahler zuschicken.."
Da ist was dran, aber Spaß beiseite - wie lange denken sie,
wird dieser Weg tatsächlich sein, bis diese Partei deutlich wahrnehmbar sein wird?
"Wir verstehen ihre Ängste als Wähler, dass die Stimme evtl. verschenkt sein wird -
aber wer wird immer und ewig auf pseudo soziale oder gewogene Parteien oder gar auf radikale Parteien
oder auf das "kleinere Übel" tippen wollen?"
Da mögen sie recht haben, es ist immer unbefriedigend, selbst wenn man zig Jahre Mitglied in einer Partei war,
sieht man sich das traurige Ergebnis an und die seltsamen Kandidaten, die auch noch geschwind ausgetauscht werden -
vorher und hinterher unterscheidet sich heftig.
"Sehen sie, wir generieren unsere Wähler aus exakt dieser Ecke, unzufriedene Leistungsträger."
Die Mienen wurden schon freundlicher und man sah, daß noch ein Satz nachgereicht werden sollte:
"Wir haben die Wirtschaft in großen Teilen hinter uns, weil diese einen stabilen Markt haben will,
auf den man sich verlassen und auch expandieren kann - das geht mit Sozialhilfeempfängern und Couch-Potatos nicht so gut.."
Wie gedenken sie ihr Wahlprogramm, den Kommunen helfen zu wollen, umzusetzen?
"Wir treten für eine starke Autonomie der Kommunen ein, die sich nicht mehr auf Almosen des Bundeslandes stützen muss.
Für eine gesunde Infrastruktur und Einbindung aller Bewohner in das Produkt und Sicherheit.
Wir sehen den Fortschritt da, wo nicht automatisch Gelder gezahlt werden - die von Steuerzahlern erwirtschaftet wurden -
an Leute, die keinen Bock auf Arbeit haben, um das mal in deren Sprache zu setzen.
Dieser Wohlfahrtstrend lockt Leute aus der ganzen Welt an
und wird zu Kollaps aller Sozialsysteme führen, wie sie an den Krankenkassenbeiträgen bereits jetzt schon sehen können.
Sie sehen, daß jetzt schon nicht mal mehr die Hälfte des Gehaltes an Rente bleibt..
Wir wollen das rechtzeitig umstricken, damit die Soziallasten bezahlbar bleiben."
Wir als Kommune haben große Probleme mit der Solidarität, aber von unten gegen oben, das spüren wir immer deutlicher.
Wir erleben die Zerstörugen von sozialen Einrichtungen, kaum daß sie errichtet worden sind.
Das kostet inzwischen hohe Summen - wir können dabei nicht einmal das Ordnungsamt mit einer entsprechenden Personaldecke
ausstatten, weil schlicht das Geld dazu fehlt.
Der Ordnungsbeamte muß zur Hälfte seiner Arbeitszeit andere Aufgaben erledigen - wie soll er dann draussen nach dem Rechten sehen?
"Sie sehen, es ist längst schon 10 nach 12 und nicht vor Zwölf."
Wir danken für das interessante Gespräch, sagte der Büroleiter der Gemeindeverwaltung.
"Ich lasse ihnen die Flyer da, denn wir müssen wachsen, um Einfluß zu bekommen
- wir sollten die Nichtwähler unterscheiden lernen -
zwischen denen die uninteressiert sind und solchen, die aus Verzweiflung nicht mehr an den Wahlen teilnehmen wollen,
also den guten Leuten, die wir so händeringend brauchen und ansprechen möchten!"
Die Verabschiedung war herzlich und bald war mancher dieser Leute bereit, in einem neu gegründeten Ortsverband
dieser alten Partei seine bisherige Arbeit einzubringen
und den Abspaltungen des Ursprungs den Rücken zu kehren.
Die freien Demokraten auf neuen Wegen der Mitte?
Zu hoffen ist es.
Die Sprecher wiesen noch einmal auf die kostenlose Mitgliedschaft hin
und auf das Parteiportal, wo Ideen der Mitglieder willkommen sind.
Auf eben dieses Portal sollen alle Ortsverbände und Aktivitäten hin gelenkt werden,
damit alte Abhängigkeiten und Vorbehalte und Rangeleien untereinander endlich eliminiert würden..
..die Verblüffung in den Gesichtern derer, die bislang an den Sitzungen der Parteien im Gasthaus teilnahmen
war deutlich abzulesen - wieder ein Freiraum weg, jener "Auszeit" von Frau und Familie?
So sind sie, die Menschen vor Ort..
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 12
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