Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 10,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Schon bald war die Zeit des neuerlichen Abschieds und Claus wurde von Vater zum Ice gefahren.
Wieder bleibt der schnelle Zug 20 Minuten irgendwo auf freier Strecke stecken..
"Frankfurt"!
Was soll ich denn in Frankfurt?
Die Frage erübrigt sich und sie gehorchte dem Befehl, zog sich aber erst einmal vor den Fernseher zurück.
Und so fuhr am Montagmorgen zeitig mit dem Auto zur angegebenen Adresse.
Claus Junior wartete in einem gepflegten Raum in der von der Partei angemieteten Etage eines guten Bürohauses in Aachen.
Anna tat es ähnlich und keiner von beiden wußte wo der jeweils andere Part steckte.
Zwei wichtige Funktionäre händigten Claus die Unterlagen aus, sein Smartphone und Tablet, die Zeugnis-Originale und den Anstellungsvertrag.
Anna ging es genau so zur gleichen Zeit.
Unser Ziel, so die Instrukteure, ist die Paarbindung unserer Agenten, die wir "Stabilatoren" nennen, wie sie wissen.
Wir wollen unseren künftigen Wählern das Gefühl vermitteln, daß sie die richtige Partei gewählt haben oder wählen werden.
Wir sind Familie, wir sind die Zukunft und der Garant für Sicherheit.
Die Familie ist das beste Beispiel für diese Dinge, fernab von Demagogie der rechten und linken Art,
fernab von Bürokratismus, aber schlechthin das Zeichen von einer neuen Bürgernähe,
die es so noch nicht gegeben hat.
Wir werden die neue Bürgerpartei werden - gewählt von Menschen, die es im Beruf zu etwas gebracht haben,
die auf das Land und auf Grund und Boden und auf ihre Kinder setzen.
Eine gesicherte Klientel für gesicherten Umsatz unserer Sponsoren.
Wir haben ihre künftige Frau bereits instruiert, daß sie beide als Paar ein Haus
zwischen ihrer beider Wirkungskreise erwerben können,
das wäre in diesem Falle die Gegend von Neuwied.
Auf diese Weise sind beide Einsatzorte gut zu erreichen.
Den anderen Akademie-Teilnehmern geschieht in ähnlicher Weise, aber in anderen Gegenden der Republik,
bis wir flächendeckend präsent sind.
Wir führen sie zuerst in ihr neues Tätigkeitsfeld ein und
stellen uns dann zur Wahl auf,
die in einigen Monaten als Landtagswahl ablaufen wird.
Der Landtag ist die Ebene, in welcher sie - verzeihen sie - installiert werden sollen.
Zuvor werden sie als Sprecher unserer Partei in diesem Bundesland ernannt - ganz überraschend.
Die Presse wird sich auf sie und alle unsere anderen "Stabilatoren" stürzen,
die nach außen den Titel Parteisprecher innehaben werden.
Nordrhein-Westfalen also - und wie wir wissen, wird ihre zukünftige Frau in Frankfurt, also in Hessen in der Zentrale sein.
Wir agieren nie direkt in den Landeshauptstädten.
Die Gründe dafür werden sie noch erfahren.
Am Wochenende werden sie frei haben und sich mit ihrer Zukünftigen treffen,
wir haben das bereits arrangiert und
ein Treffen in Neuwied angesetzt.
Wir, also die Partei der Mitte, wird sich von allen anderen Mitbewerbern auch dadurch absetzen,
daß wir unsere Leute nur in ganz großen Ausnahmefällen am Wochenende auftreten oder tagen lassen:
Unsere Argumentation dazu:
"Wer sein Pensum innerhalb der Arbeitswoche nicht geschafft hat, taugt nichts."
Der Immobilienmakler ist ein treues Parteimitglied, er wird ihnen entsprechend zur Seite stehen.
Die Woche verging wie im Fluge, Claus rannte buchstäblich offene Türen ein und war schnell beliebt.
Die Spitze wußte freilich genau Bescheid und gab ihm einige "Hausaufgaben" mit, die das neue Parteiprogramm beinhalteten.
Er wurde weitergereicht wie ein neues Automagazin und freute sich.
Anna wurde genau auf die gleiche Weise überrannt und überredet und in dieses Korsett gepresst, das ihr aber wohl zu gefallen schien.
Die Stabilatoren arbeiten wie Agenten und so sind auch ihre Freiheiten.
Was sie nicht wollen, tun sie nicht, lassen sie sich niemals zu einer Aussage oder Handlung hinreißen,
die vermeintlich "alternativlos" oder "zwingend" erscheint oder als solches hingestellt wird.
Nach einiger Zeit, das wissen wir, erlischt das Interesse von TV und Presse daran, sie aufs Glatteis führen zu wollen.
Die Dienst-Einzimmer-Appartements wurden zweckmäßig ausgestaltet, sie lagen günstig an kleinen Lokalen oder Einkaufsquellen.
Notfällig war eine Kühlkombination da - in Miniformat - die immerhin ein paar Schnellgerichte vorrätig hielt.
Schwups in die Mikrowelle und dann ist das Essen geschwind auf dem Tisch - so manche Sitzung dauert eben länger -
manchmal hat man eben keine Lust, im Restaurant nochmal lange herum sitzen zu müssen.
Carl freute sich, denn es war eine Minibar im Kühlschrank und.. Würstchen im Glas.
Alles wurde jeden Tag aufgefüllt, Obst, versiegeltes Gebäck, Wasser, Säfte, Hygieneartikel aller Art.
Die Organisation hat an alles gedacht, noch bevor die Wünsche laut wurden.
Der Anrufbeantworter piepste und eine Moderatorin einer Skandalsendung, pardon eines "Politik-Talkes"
verlangte energisch den Rückruf.
Carl drückte die Taste "Löschen".
Er telefonierte noch kurz mit Anna und bald fielen beide totmüde ins Bett.
Fast 270 Kilometer von einander entfernt schliefen sie ein.
Claus Senior machte in dieser Stunde seinen letzten Rundgang und streichelte nochmal kurz einen seiner Lieblinge,
die halbfertig herum standen.
Ein 1940iger Packard Hearse Funeral Car stand drohend und mächtig auf der Bühne - wehe,
wenn das Ding runter kracht, dachte sich Carl- und ließ die Bühne doch lieber herab.
Die 17. Serie brachte das letzte Produktionsjahr für den Twelve.
12 Zylinder und 7,7ltr Hubraum.
Ich möchte wissen, was dem Regierungspräsidenten eingefallen ist, daß er sich dieses Monstrum angelacht hat!
Na ja, mein Fall wäre dieser Wagen nicht gerade, den mag ich Henriette nicht mal zeigen!
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 11
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