Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 8,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Das erste Semester liegt hinter Claus und seinen Gesellen, die sich schon etwas erschöpft zeigten.
Der Direktor ordnete in diesem schönen Sommer einen Überraschungstrip an.
Sie marschierten zwanglos durch den Park Richtung Wald, der zum Gelände gehörte.
Hinter der nächsten Kuppe im flachen Tal war ein großer Teich, der idyllisch mit Weiden umstanden war.
Ein Trampelpfad führte rund herum und endet an einem Zeltplatz mit Tipi-Zelten.
Das Lagerfeuer brannte bereits und ein Scout begrüßte die Studenten freundlich mit "Leiter-Chai", einem Tee mit Schuss.
4 Studenten wurden eingeteilt zum Wurstgrillen, Salate wurden fertig angerichtet vom Catering-Service gebracht.
Die Männergruppe und die Frauengruppe durften sich vermischen wie sie wollten.
Man kam sich näher, was zuvor nur neugierig beäugt worden war.
Zwanglos hockten sie um das Lagerfeuer, aßen die Wurst, gingen zum kalten Buffet, tranken den Chai und schwatzen herum,
wie der Direktor in sein Logbuch schrieb.
Der Sommertag war heiß und die Aufsicht und der Direktor verschwanden nach Hause.
Nur der Scout mit seiner Lebensrettungsausbildung blieb,
die ganze Truppe ging zum Baden
und Schwimmen in den gut 100mtr großen, fast runden Teich.
Niemand hat an Badezeug gedacht - aber es ging trotzdem und man kam sich näher, die ersten Bande wurden geknüpft.
Die Schlafgelegenheit war wieder getrennt in zwei großen Tipis eingerichtet.
Nach dem 3. Tag kam der Direktor und die Aufsicht und holte die ganze Truppe zum Nachhausmarsch ab.
Noch am gleichen Tag gab man eine lange Rhetorikstunde..
..und Wirtschafts-Englisch-Unterricht als neues Fach.
Die Sprachausbildung war abgeschlossen und wurde nur peinlich genau von allen Lehrern beäugt,
daß niemand zu seinen alten Gebräuchen oder Gewohnheiten zurück gekehrt ist.
Andernfalls hat man dem Probanten ein Tonband vorgespielt:
Vor der Ausbildung und danach.
Das hat immer gut gewirkt, weil man durch Abschreckung tiefer lernt.
Auf jeden Fall war überall Erstaunen, wie gut man den Stoff behalten hat - es gab keinen zögerlichen Studenten mehr!
(Was sonst durch Drogen und ähnliche Dinge leicht einreißen kann)
Etliche der jungen Männer hatten sich bereits eine Kommilitonin ausgeguckt, Claus und Anna sah man gerne zusammen um den Campus gehen.
Das Lehrpersonal hat das sogar begrüßt, denn das war eines der heimlichen Ziele der Akademie.
Je enger das Geflecht, um so zuverlässiger ist das Resultat der Mission,
so die Partei, niemand kommt auf den Gedanken ein Geheimnis zu verraten
und so vertraut man sich privat wie beruflich.
Der Sommer ging und die Paare hatten sich gefunden, niemand wollte alleine bleiben,
aus einem gewissen Gruppendruck heraus und in der Überzeugung, daß sich aus Zuneigung Liebe entwickeln wird.
Und so war das denn auch tatsächlich- zumindest nach dem, was man in den Jahren hörte:
Beide "Partner" sind heute auf ihre eigene Rente angewiesen und deshalb hat sich so manches alte Denk- und Gesellschafts - Modell
ganz einfach überholt.
Falls Kinder gewünscht werden, kann man sich bei diesen Gehältern locker eine Betreuung oder das Internat leisten.
Auf der kurzen Wanderung in die Akademie ist so maches Paar kurz mal einen kleinen Umweg gegangen und kam ein wenig später an.
Der Direktor sprach noch ein paar Sätze und nahm Stellung zu den Umständen, wie er das nannte,
wie heute Schmiergeld als Lobby getarnt wird und kaum jemand,
der das merkt und niemand, der etwas dagegen öffentlich äußert.
Er ordnete die Bildung von Arbeitsgruppen an, die alle heimlichen und unheimlichen Zuverdienste bekannter Mandatsträger aufdecken sollte.
Dazu wurde nicht etwa das Internet befragt, sondern erst einmal die Namen aufgelistet und eine große Detektei beauftragt,
die binnen eines Monats diese brisanten Enthüllungen offenbaren sollte.
Tatsächlich kam schon nach drei Wochen der größte Teil der Verdächtigen unters "Messer", Schandtaten wurden genau aufgelistet.
Der Direktor sammelte alle Daten, besprach in der Aula mit allen Studenten das Projekt noch einmal ausführlich und bat um Vorschläge, was man mit diesem Wissen tun könne..
Die Vorschläge sollten in eine Urne geworfen und dann unter Beisein aller ausgelesen und nach Gebieten sortiert sein.
Zuvor hat jeder 5 Minuten Zeit erhalten, um seine Idee auf einen Zettel zu schreiben, diesen zusammen zu falten und in die Urne zu werfen.
Das ganz Kollegium war bei der Auszählung dabei, die Zettel wurden vorgelesen und nach Inhalt geordnet abgelegt.
Bald waren 8 Stapel auf dem Tisch und nach Menge gestapelt:
1. Abwählen
2. Beschwerde bei der Partei einreichen
3. Mann und Maus in der Presse bekannt geben
4. Die "Sponsoren" anzeigen
5. Die Nehmer anzeigen
6. Der Ethikkommission einen Auftrag erteilen
7. Die Diäten kürzen oder die Zuverdienste einrechnen
8. Skurille Vorschläge wie "Aufhängen" oder "Erschießen" oder "ab ins Loch mit dem Pack" etc.
Der Direktor war begeistert und freute sich, die Sache anonym gehalten zu haben.
Jeder der 8 Stapel war etwa gleich groß, zum Entsetzen etlicher Teilnehmer.
Man kann sich denken, wie lange eine Arbeit über jedes einzelne Antwortschema dauerte und wie lange die anschließenden Referate der Gegner eines Meinungs-Stapels und die der Befürworter im pseudoparlamentarischen Diskussionskreis gedauert hat.
Bei aller Aufregung war jedem klar:
Ich muß eine Meinung vertreten oder bekämpfen, die ich nicht auf den Zettel geschrieben habe - und das muß so plausibel sein,
daß niemand an dem Argument zweifelt - wobei alles Erlernte, von der Rhetorik bis Gestik und Phonetik beurteilt wurde.
Das war die gewünschte Übung unter Krisenbedingungen, die in dieser Schule einzigartig einstudiert werden sollte.
Das parlamentarische Spektakel wurde aufgezeichnet und später der allgemeinen Kritik anheim gestellt.
(Und selbstverständlich auch benotet)
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 9.
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