Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 7,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Die Auswertungen haben im Glaskasten der Aula ihren Platz gefunden, wo Name und Ranking in den einzelnen Fächern zu ersehen war.
Dieses Papier hat jeder kopiert und in seinem Zeugnis-Ordner verwahrt.
So etwas wie "sitzenbleiben" gab es nicht, wohl aber begleitenden Sonderkurse als Nachhilfe - nach Schulschluß.
Hier kam jeder mal dran und durfte "Nachsitzen", wenn die Ergebnisse nicht genügten.
Das war freilich eher gefüchtet als beliebt, denn am Abend waren die Studenten müde..
Nur 6 Unterrichtsfächer - das hört sich erst einmal ganz einfach an.. aber die haben es in sich.
Der Auslastungsgrad ist schon recht hoch angesetzt, denn diese Elite soll den Anspruch zwar haben,
darf aber nach außen niemals als solche auftreten!
Gediegen und adrett, aber nicht überspannt oder hochtrabend war die Devise.
Gefrühstückt wurde nach der ersten Doppelstunde im Automatenrestaurant, zu Abend gegessen ebenso - nach der letzten Stunde.
Smartphones, Laptops, Computer, Handys und Gameboys etc. waren strikt verboten und wurden in der Rezeption eingeschlossen.
Jede elektronische Gerät wurde unbarmherzig geortet und sichergestellt, gegen Quittung.
Nach der zweiten Woche kam schon etwas Klarheit in den Gedanken, welcher der Akademie zugrunde lag:
Die Partei hat neue Führungskräfte haben wollen, die ganz explizit als "Geheimwaffe" geschult
und zielführend an die Spitze gelangen sollen.
Dahinter stand der große Sponsor dieser Partei, der Unternehmerverband und die Großindustrie.
Zufälle und Wackelkanditaten und solche, die mal Hüh mal Hott riefen, sollen ausgesondert werden,
ebenso solche, die nebei gerne Gelder einstecken und Gewogenheiten fördern.
Die Parteiraison befand sich zur Zeit der Gründung dieser Akademie gerade in ihrer Hochphase.
Gelegentlich hielten hochrangige Leute Vorlesungen, fanden durch Wirtschaftsfachleute Vorträge statt
und auch Bankfachleute kamen dort hin, um ihr Wissen zu vermitteln.
Man sah zuweilen Manager aus der Wirtschaft dort auftauchen und Vertreter der führenden Ranking- und Umfrageinstitute.
Die Teilnahme an solchen Events wurde erwartet, war aber nicht verpflichtend.
Etwas Selbstverteidigung war im Sportunterricht integriert,
falls bei einem Wahlkampf Gerangel entstehen sollte.
(Das kam nicht mal so selten vor, wie man denken sollte-
so manche Kundgebung oder "Demo" ist ein Beispiel dessen)
Der Direktor war unheimlich gut auf dem Laufenden - was die Studenten zuweilen erschreckte.
Er kannte die persönlichen privaten Verhältnisse ganz genau, bis in das S chufaranking hinein.
Religion und Glauben wurde nur soweit erfasst, daß die Probanten lernten,
JEDEN Glauben zu respektieren
und die späteren Wähler bei der Stange zu halten.
"Wer das Wort -Glauben- im Mund führt, mit dem darf man nicht diskutieren",
meinte der Direktor, "merkt euch das!"
Bald kamen Feinheiten dieser Akademie heraus:
Keinerlei Ferien, kein Besuch zuhause und keine Einflüsse von Freunden und Verwandten.
Ein beaufsichtigter telefonischer Kontakt die Woche war erlaubt, im Sekretäriat.
Jedes zu private Telefongespräch wurde abgebrochen, mogeln ging nicht und nur im Krankheitsfalle gab es Ausnahmen.
Selbst die Dauer des Aufenthaltes war unbestimmt und wurde vom Direktor angeordnet, wenn dieser den Eindruck einer bestimmten kollektiven Reife des Probanten hatte.
Hilfen untereinander waren erwünscht, Besuche auf den Zimmern nicht gestattet, alles war genau geregelt und kontrolliert.
Den Schulverweis hätte sich gewiß kein Student leisten mögen, der nach nur einer Verwarnung beim nächsten Verstoß unbarmherzig kam.
Bei seinen Eltern wurde in der Zwischenzeit eingebrochen,
in den Privaträumen.
Dort war nicht viel zu finden und schon mal gar kein Geld oder Wertsachen, die hatte Carl sicher im Firmentresor im Keller verwahrt.
Die Kripo lief im Haus herum und alle waren freilich aufgeregt.
Da nichts gestohlen worden ist, so der Kommissar, kommt uns der Verdacht, daß es eine persönliche Rache gewesen sein könnte.
"Haben sie Feinde?"
Nein, nicht daß wir wüßten!
Haben sie vielleicht jemanden entlassen?
Nein, bei uns bleiben die Leute viele Jahre und gehen von selber, aus eigenen Stücken.
Die Einbruchspuren sind jedoch eher typisch für Semiprofis,
da haben wir etliche neue Vorfälle in der letzten Zeit, so sein Kollege.
Das dürfen wir aus Datenschutzgründen freilich nicht sagen.
Claus Senior hat am nächsten Tag eine Sicherheitsfirma angerufen und die haben einige "feine Sachen" installiert.
(Steuerlich absetzbar)
Eine stumme Direktschaltung zur Polizeistelle war gleich mit dabei.
"Offene Grenzen, zischte einer der Gesellen - das haben wir nun davon- bei mir hat man vor der Haustür die Räder geklaut!"
Die Politik will solche "Äusserungen" am liebsten ganz verbieten, wohl aus ideologischen,
nicht aus Vernunftgründen.
Wer solche Situationen kennt, weiß um die wochenlange Aufregung, die dabei entsteht
und das Gefühl der Verletzlichkeit.
Die Partei hat unterdessen sehr viel Marketing betrieben und versucht, so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich zu überzeugen.
Die meisten älteren Leute sind jedoch immer "ihrer Partei treu geblieben",
wie sie bekundeten, obwohl diese nichts Gutes bewirkt hat in den letzten Jahrzehnten.
Wenn man aber seit 40 Jahren und mehr immer Spd oder Cdu gewählt hat, bleibt man dabei.
Neue Parteien haben es dabei freilich sehr sehr schwer, auch nur einen Fuß in die Tür zu bekommen
oder auch nur angehört oder gelesen zu werden:
"Ja ja, erst wird viel versprochen, dann nichts gehalten"
Oder:
"Neue Besen kehren gut, aber bald sind auch die abgenutzt!"
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 8
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