Kartuschen - Thema: Claus Lichtfelde 3,
Eine Fortsetzungsgeschichte, rein fiktiv.
Während Claus Junior sich in seine Abi Klausuren stürzt, bringt die Post bereits die Immatrikulationspapiere.
Das prächtige Wappen der Universität prankt als Absender darauf und lässt ihn freudig jubeln.
Sein Aufenthalt in einem guten Campus-Zimmer ist bereits gebucht, was erstaunt und verwundert.
Vater sagt ihm, dass Herr Ledermann zwar Kontakt zum Schuldirektor hat, er sich aber gründlich vorbereiten müsse-
ein Lehrer wird sich bei dir einfinden und dich an drei Abenden-
rein privat als Zuverdienst getarnt, ganz spezifisch unterrichten und vorbereiten.
Claus Junior war erleichtert, daß sein Werdegang nicht auf ihm allein wird ruhen müssen, wie Vater sich geschickt ausdrückte.
Der junge Mann hat zwar schon ein paar Freundinnen kurzzeitig kennen lernen können,
aber der Junior war wohl zu sehr eingespannt, um sich tiefer in diese Abenteuer zu wagen -
zumal die jungen Frauen immer zickiger werden, wie er sich auszudrücken beliebte.
Mutter Henriette meinte zu ihm:
Das kommt alles noch, mach dir keine Gedanken - außer:
Wenn die Zeit gekommen ist, gibt es adäquate junge Frauen, die dann auch gesellschaftlich zu dir passen.
Wehe wenn du merken must, daß man sich mit "ihr" blamieren wird.
Auch der Herr Ledermann hat diese hohe Schule durchlebt und gehört heute zu den Sponsoren.
Du sollst es doch mal besser haben als dein Vater und ich,
dein Leben soll erfolgreicher sein,
ohne dreckige Hände und ohne den Kunden schön zureden zu müssen..
..was auch nicht immer leicht ist.
Junior war in seiner Partei immer gut angesehen, weil er gut und überzeugend sprechen konnte.
Bei der nächsten Sitzung sagte man ihm:
"Die Partei hat große Pläne mir dir vor, zeige dich bereit und gib alles, denn wir brauchen dich!"
Er wußte: Diese Order kam von ganz oben, weil auch sein Widersacher im Ortsverband stramm stand
und ihn und seine Rede mit Ablaus bedachte.
Vater war stolz auf seinen Sohn, aber er zeigte es nicht unbedingt.
Der Betrieb war Vaters Hobby und seine Passion, er verdiente gut dabei und hatte ein hohes Ansehen als Selbständiger.
Wirtschaftsprüfungen waren kein Thema, denn sein Freund und Schwager und Steueranwalt war und versiert.
Die Aufträge kamen kontinuierlich und so waren die feinsten Wagen dort zu sehen.
Seine Mitarbeiter waren ebenso stolz auf ihren Job, der eher eine Berufung gewesen ist.
"Der Erhalt von rollenden Kulturgegenständen", so stand es auf
einer großen Tafel in der Werkstatt geschrieben,
"ist unser höchstes Ansinnen".
Niemand sah aktuelle Wagen oder gar Kleinwagen als "Kulturgegenstand" an,
denn Kultur geht erst ab einer gewissen Einkommensklasse los, so trötete Henriette gerne..
Die drei, pardon vier Angestellten taten ihren professionellen Job,
bekamen gute Gehälter und das bei einer festen Anstellung,
was heute schon fast ein Wunder ist.
Dieses Vertrauen haben sie nie mißbraucht und auch in der Freizeit nie von Interna geschwatzt,
wie das sonst bei Angestellten der Fall ist.
Seniors Lieblingsprojekt stand ganz in der hintersten Ecke der Halle und war immer mit einer stabilen Plane zugedeckt,
wenn nicht gerade daran gewerkelt wurde:
Ein Willys Overland Jeepster aus dem Jahr 1950 in beige,
ein 4Zylinder mit 46KW Leistung mit hellbraunem Faltdach und dunkelbraunen Sitzen.
Vater war sehr stolz auf diese Rarität, die gerne mit anderen Fahrzeugen verwechselt wurde.
So mancher Autonarr schaute erst einmal auf das Firmenemblem auf dem Kühler und wunderte sich.
In Europa gibt es dieses Fahrzeug vermutlich nur ein Mal, so erzählte er stolz.
Seine Frau schüttelte nur den Kopf, fuhr aber gerne mal eine Runde damit im Hof herum und zeigte sich beeindruckt.
Das ist ja ein richtiger kleiner Aufreißerwagen, meinte sie lachend - wenn der fertig ist, ist er mein!
"Das werden wir noch sehen", brummte Claus.
Mir ist ein Automatik-Wagen sowieso lieber - und weg war sie.
Das Gespräch war noch nicht ganz zuende, kam auch schon der nächste Kunde und wurde "nach hinten" ins Büro eingeladen.
Hier zeigte Claus Senior ein paar Bilder von seinen Fahrzeug-Reserven, erwähnte aber nie, wo diese gerade stehen.
"Wir können die Wagen auf den Fotos besorgen, wenn sie einen davon haben möchten,
der Preis unterscheidet sich ganz gewaltig im Rohzustand und fertig mit Tüv zu der Oldtimerstufe mit Wertsiegel."
Der Kunde stellte sich als Pensionär vor, der sich aus seiner Automatenfabrikation zurück gezogen hat.
Er meinte: "Der Preis ist mir egal, der Wagen muß einfach nur gefallen -
ich bin schon 70 Jahre alt und will den Rest meines Lebens nicht mit Massenware herum kurven."
Claus stutzte und überlegte:
Mögen sie große oder kleine Wagen, sportliche oder bequeme,
auffällige oder dezente, Gelände oder Straße?
"Da habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht- 1950 haben wir geheiratet und hatten damals einen tollen kleinen Wagen.
Genau diesen möchte ich heute wieder haben und meiner Elli zum Geburtstag schenken."
Ach wie schön, das hört sich gut an.
Sind sie an einer Club-Mitgliedschaft mit Oldtimer-Ausfahrten interessiert?
Dann haben sie für ihre Frau auch gleich eine feine Freizeitbeschäftigung!
"Sehen sie, hier ist der Wagen, ein Sport Prinz, Coupe!"
Ich sehe hier einen, der im Web für 15.000 Euro zu verkaufen ist- 91.000km auf der Uhr - der wäre bestimmt eine gute Basis zur Restauration, meinte Claus.
Aber ich muß mir den Wagen erst einmal gründlich ansehen, dann rufe ich sie an - ok?
"Haben sie vielen Dank, ich wußte schon, daß die Empfehlung richtig war, es zuerst bei ihnen zu versuchen!"
Diese Art Aufträge kamen recht häufig vor und bei dieser Klientel an Kunden muß man nicht erst nach der "Bonität" fragen, was die Suche nach Teilen deutlich sicherer machte:
Hier wird nicht gefeilscht, weil alle Teile sehr selten geworden sind..
..und nur behutsam und mit entsprechender Liebe zum Detail wieder hergerichtet werden können.
Fortsetzung auf Seite Claus Lichtfelde 4.
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